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Ursula, von Amtes wegen stehst du in der Öffentlichkeit. Wie ziehst du eine Grenze zwischen Privatleben und öffentlichem Engagement?
Ursula Zybach: Diese Grenze ist für mich dynamisch. Ich nehme alleine an Sitzungen und Veranstaltungen teil, an Wochenenden begleitet mich je nach Thema mein Ehemann. Wenn ich auf Social Media Beiträge poste, schone ich meine Freunde und die Familie. Und bei privaten Einladungen verzichte ich meist darauf, politische Themen anzusprechen.
Obwohl ich meine politischen und beruflichen Engagements sehr ernst nehme, kann ich in der Regel sehr gut abschalten.
Ständige Erreichbarkeit: Wie handhabst Du das?
Während der Woche versuche ich, zu Geschäftszeiten erreichbar zu sein oder zurückzurufen. Am Wochenende lege ich mein mobiles Telefon und den Computer auch bewusst einen oder zwei Tage weg. Und in den Ferien checke ich die Anrufe oder Mails einmal am Tag. Die Menge an Mails ist oft sehr hoch, und obwohl ich dies möchte, kann ich nicht alle beantworten – dies zu akzeptieren, ist nicht immer ganz einfach.
Wie hast du gelernt, Nein zu sagen?
Ich habe mich schon früh im Leben von mir sehr nahestehenden Menschen verabschieden müssen. Mir ist bewusst, dass das Leben endlich ist und wir sorgfältig damit umgehen sollten. Deshalb braucht es immer wieder den Abgleich, ob das, was von mir erwartet wird, auch dem entspricht, wozu ich mich verpflichtet habe und was ich machen möchte.
Ursula Zybach kennen wir als eine Persönlichkeit, die tatkräftig und gut geerdet ist. Sie ist Lebensmittelingenieurin ETH. Gesundheitsthemen sind ihr wichtig, die Liste ihrer Aktivitäten ist lang. Ein Auszug: Mehr als zwölf Jahre war sie Präsidentin von Public Health Schweiz, seit 2018 ist sie Präsidentin des Spitex-Verbandes im Kanton Bern und Verwaltungsratspräsidentin des Congress Kursaal Interlaken. Politisch engagiert sie sich als Grossrätin im Kanton Bern sowie als Finanzvorsteherin in der Gemeinde Spiez.
Ihr Vater hat während fast zwei Jahren während der Covid-Pandemie mit Unterstützung der Spitex bei ihr und ihrem Mann gelebt.
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Selbstfürsorge: Was rätst du Menschen, deren Eltern pflegebedürftig werden? Wie können sie guten Gewissens selbst zur Ruhe kommen?
Es braucht eine ehrliche und klare Definition, was man voneinander erwartet und was man bereit ist zu leisten. Es braucht eine grosse Flexibilität bei der Umsetzung und es muss nicht alles perfekt sein. Es ist wichtig, Unterstützung von professionellen Organisationen wie der Spitex einzubinden und im Umfeld der Familie oder von Freunden die eigenen Bedürfnisse anzusprechen.
Hast du schon einmal ein Digital Detox gemacht?
Ja – auf einem Segeltörn. Zu Beginn war es irritierend, und ich habe die Möglichkeiten der Kommunikation sehr vermisst – und dann hat es mitgeholfen, völlig im Hier und Jetzt zu sein.
Gibt es noch etwas, das du anfügen möchtest?
Wir stellen häufig die Krankheit in Zentrum, und ich wünsche mir, dass die Salutogenese – die Lehre der Gesundheit – mehr im Fokus steht. Diese dreht sich um die Fragestellungen der Verstehbarkeit, der Bedeutsamkeit und der Machbarkeit. Dazu gäbe es noch ganz viel zu schreiben.