Wie geht man mit hohem Leistungsdruck um? Für Daniel «James» Pfiffner ist die Antwort auf diese Frage lebenswichtig. Als Pilot ist er es fast schon gewohnt, seine Komfortzone zu verlassen.
James, wenn du im Cockpit sitzt, bleibt dir nichts anderes übrig: Du musst unter Druck wichtige Entscheidungen.
Daniel «James» Pfiffner: Ja, in der Fliegerei ist das ein alltägliches Thema. Es ist ein Sekundengeschäft.
Wie löst du das Dilemma?
Nehmen wir an, wir fliegen auf eine grosse Gewitterwolke zu. Ich weiss, dass ich daran vorbeifliegen muss. Entweder schaue ich voraus und mache frühzeitig eine kleine Korrektur. Oder ich warte, bis es nicht mehr anders geht. Dann bin ich gezwungen, blitzschnell zu handeln und eine grosse Korrektur einzuleiten, die mich lange beschäftigt. Wichtige Entscheide muss man frühzeitig treffen. Deswegen sind Prioritäten so bedeutend. Was ist wichtig? Was wird wichtig? Die Wolke da vorne ist es jetzt noch nicht, aber sie könnte es werden.
Was tust du persönlich, um unter grossem Druck arbeiten zu können?
Ich kümmere mich darum, dass die Grundbelastung tief ist. Gesund leben, genug schlafen. Man sollte so leben, dass einem körperlich und psychisch wohl ist. Zusätzlich versuche ich, klar zu priorisieren und nehme Checklisten oder To-do-Listen hervor.
Was empfiehlst du Führungskräften?
Sie sollten ein Sensorium dafür entwickeln, was wichtig werden könnte, und dabei das Energielevel der Teammitglieder im Blick behalten. Oft muss man dabei Rücksicht auf den Schwächsten nehmen. Dadurch kommt man vielleicht weniger schnell ans Ziel – aber man nimmt alle mit. Das Team funktioniert nur, wenn jedes Mitglied seine Aufgabe erfüllen kann.
Was, wenn ich mich als Teammitglied der Aufgabe nicht gewachsen fühle?
Das Thema ansprechen und Unterstützung verlangen.
Ich stelle mir vor, dass man ein ausgezeichnetes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben muss, wenn man wie du vom Boden abhebt. Wie kommt das?
Training, Training, Training. Ich wurde immer mit schwierigen Situationen konfrontiert und bin damit Schritt für Schritt dorthin gelangt. Einmal muss man aus der Komfortzone heraus, sich der Situation stellen und zum ersten Mal allein fliegen. Anders geht es nicht. Meine Arbeit zwingt mich immer wieder, meine Komfortzone zu verlassen.
Wie motivierst du dich dazu?
Ich stelle mir das Gefühl vor, das ich danach erlebe. Wenn man weiss, dass man die Komfortzone verlassen hat – und man hat es geschafft. Am Anfang ist das unangenehm, aber am Ende beflügelt es mich.
Zur Person
Daniel Pfiffner vereint die beiden Welten Luftfahrt und Business miteinander. Er verfügt über langjährige Erfahrung in der Aviatik und war mehrere Jahre Mitglied in einer Kunstflugformation der Schweizer Luftwaffe.
Gemeinsam mit Andrea Ming und Anja Peter hat er «Performance under Pressure» entwickelt. In diesem Training lernen Menschen, wie Spitzenleistungen nachhaltig gelingen können.
(Symbolbild: Rodrigo Rodriguez / unsplash | Porträt: privat)