Menschen, die mitdenken, mag man. Schliesslich helfen sie, Probleme zu lösen. Dieses Mitdenken hat auch seine Schattenseiten, denn die Berge von Gedanken können kräftig stressen. Hier gibts Inspiration, um gegen Mental Load vorzugehen.
An praktisch allen Alltagsaufgaben hängt ein Rattenschwanz an Planungs-, Denk- und Koordinationsarbeit. Im Beruf geht es darum, bei den Mitarbeitenden den Stand der Arbeit abzufragen, Abläufe zu koordinieren, Meetings vorzubereiten, bei Problemen zu helfen. Im Privaten geht es darum zu planen, wie das Kind an das Geburtstagsfest der Mitschülerin kommt oder eine Lösung zu finden, wenn es einmal kein Elternteil von der Krippe abholen kann. An all diese scheinbar kleinen Dinge zu denken ist «Mental Load».
Der Begriff des Mental Load wurde bekannt durch den Comic «Du hättest doch bloss fragen müssen!». Die Zeichnerin und Autorin Emma erläutert darin den Mental Load und wie dieser im Privatleben häufig unausgesprochen und ungesehen auf den Schultern der Frauen ruht. Während deren Partner zwar Hilfe anbieten, aber oft nur ausführende Tätigkeiten erledigen und damit den Mental Load nicht mittragen.
Verantwortung tragen
Auch im Berufsleben kann der Gedankenstress zu Überlastung führen, wenn er zu schwer auf einer einzigen Person lastet. Ärgerst du dich manchmal über Teammitglieder, die zwar ausführen, worum du sie bittest, aber keinen Schritt weiterdenken? Auch wenn du die Gesamtverantwortung für dein Team trägst, darfst du von deinen Mitarbeitenden erwarten, ihren Teil der Verantwortung zu übernehmen. Wenn du ständig für alle mitdenkst, kann dies einen Mental Load aufbauen, der dich auslaugt und dich davon abhält, deinen eigentlichen Aufgaben nachzukommen.
Schritt für Schritt
Ob im Job oder im Privatleben: Mit dieser kleinen Anleitung holst du dir die Entspanntheit in den Alltag zurück.
1. Mental Load anerkennen.
Vielen Menschen ist nicht bewusst, wie viel Energie die Denk- und Planungsaufgaben des Alltags erfordern. Mach dir den Umfang deines Mental Loads klar. Zeige etwa exemplarisch an einigen Aufgaben auf, was sie tatsächlich und im Detail umfassen – und was davon du erledigst. Ein Beispiel für eine sogenannte Mental Load Map findest du hier.
2. Andere ins Boot holen.
Kläre deine Mitmenschen – Teammitglieder, Partnerin, Partner – über die Mechanismen des Mental Load auf. Am besten gelingt das mit Sachlichkeit, Ich-Botschaften und ohne Vorwürfe. Auch hier können die Beispiele aus Schritt 1 hilfreich sein.
3. Um Unterstützung bitten.
Die meisten Menschen sind gerne bereit, einen Teil des Mental Load zu tragen, wenn sie sich dessen erst einmal bewusst sind. Bitte sie darum. In einer Partnerschaft kann es sinnvoll sein, Verantwortlichkeiten (statt Aufgaben) neu zu verteilen. Zum Beispiel: Die Person, die dafür verantwortlich ist, dass die Kinder von der Schule abgeholt werden, kümmert sich auch um eine Lösung, wenn er oder sie die Kinder nicht selbst abholen kann.
4. Klar kommunizieren.
Stelle sicher, dass klar ist: Worum geht es? Was erwartest du und bis wann? Während du für dein Team die Gesamtverantwortung trägst, sollten bei einer Partnerschaft natürlich beide Partner gleichberechtigt für ihre Bereiche die Verantwortung übernehmen. Wichtig in beiden Fällen: Zeige deinem Gegenüber, dass es dich jederzeit um Hilfe bitten darf.
5. Verantwortung zutrauen.
Damit dein Gegenüber seine Verantwortung wahrnehmen kann, musst du sie erst einmal loslassen. Vertraue ihm, dass es der Verantwortung gewachsen ist. Das bedeutet auch, dass du bei möglichen Schwierigkeiten nicht sofort einspringst, sondern weiter darauf zählst, dass dein Gegenüber auf dich zukommt, falls es konkrete Unterstützung braucht.
(Bild: Kelly Sikkema / unsplash)