In einem durchschnittlichen Team sind die beiden Typen «Separierer:in» und «Integrierer:in» etwa gleichwertig vertreten, weiss New-Work-Expertin Barbara Josef. Deswegen nützt gutes Boundary Management einem Team gleich auf drei Ebenen: Man nimmt vielen Konflikten den Nährboden. Stress wird reduziert, und das wiederum macht die Teams nicht nur gesünder. Es verbessert auch die Qualität der Arbeit. Was Teams tun können, um dieses Konzept im Alltag anzuwenden? Hier findest du drei Ideen.
1. Finde heraus, welcher Typ du bist
Der erste Schritt ist die Erkenntnis: Bist du eher ein:e Separierer:in, ein:e Integrierer:in oder ein Mischtyp?Separierer:innen haben ein höheres Bedürfnis, Beruf und Privates voneinander zu trennen. Integrierer:innen hingegen schätzen die flexible Arbeitsgestaltung und arbeiten gern auch am Wochenende. Als Mischtyp fühlst du dich mit beidem wohl, je nach Situation. David Scheffer, Professor für Wirtschaftspsychologie, empfiehlt psychologische Wahrnehmungstests wie ClaVis oder andere Cognitive-Reasoning-Tests.
Um dir auf die Schliche zu kommen, beobachte dich bewusst im Alltag. Folgende Fragen können dich dabei unterstützen:
- Wo kannst du dich am besten konzentrieren?
- Wie wichtig ist dir Abgrenzung zwischen Job und Privatleben?
- Unte welchen Bedingungen kannst du am besten arbeiten?
2. Unterstütze die Selbstreflexion deiner Mitarbeitenden
Als Führungskraft zählt auch die Fürsorge für deine Mitarbeitenden zu deinen Aufgaben. Du kannst die Selbstmanagement-Kompetenzen in deinem Team fördern, indem du die Mitarbeitenden dazu aufforderst, über ihre Präferenzen nachzudenken. Diese Erkenntnis kann dann im Team besprochen werden: Was für ein Typ bist du? Was ist wem wichtig?
«Wenn man sich dieser Präferenzen bewusst ist und weiss, was eine Person stresst oder beflügelt, kann man mit dem gleichen Arbeitsvolumen besser zusammenarbeiten», so Barbara Josef.
3. Klärt die Erwartungen im Team
Wünschst du dir sofort eine Antwort auf deine Mail oder genügt in eurem Team ein täglicher Mailcheck? Viele Konflikte und Stresssituationen entstehen, weil Erwartungen nicht klar sind – oder weil sie nicht transparent kommuniziert wurden. «Gibt es z. B. in einem Team fast nur System1-Typen, die alle auf Integration aus sind, kann das ein Teamklima und eine Kultur schaffen, in der Separation stark negativ gesehen und sogar gemobbt wird. Und umgekehrt», weiss Wirtschaftspsychologe David Scheffer.
Macht deswegen eure Erwartungen zum Thema und stellt Spielregeln auf. Themen, die Aufmerksamkeit verdienen, sind etwa Erreichbarkeit für interne und für externe Anfragen sowie eure Kommunikationskanäle. Scheffer: «Im Team ist es besonders ratsam, auf Übertreibungen zu achten. Als Werkzeug, um an extremen Haltungen zu arbeiten, eignet sich das Wertequadrat von Schulz von Thun . Es kann auf individueller und auf Teamebene angewandt werden.»
Was ist Boundary Management?
Der englische Begriff «boundary» steht für Grenze, das Boundary Management dreht sich um den Umgang mit den eigenen Grenzen. Die Theorie des Boundary Management geht davon aus, dass Menschen unterschiedliche Bedürfnisse haben, wie stark sie Beruf und Privatleben voneinander trennen wollen. Die Separierer:innen wünschen sich eine klare räumliche und zeitliche Trennung, während die Integrierer:innen die Verbindung beider Welten schätzen.
Auch bei der Stellenbesetzung spielt Boundary Management eine Rolle. Nicht jeder Typ ist für jedes Unternehmen und jeden Aufgabenbereich gleichermassen geeignet. Manchmal braucht es schlicht eine:n Separierer:in, manchmal eine:n Integrierer:in.
- Stärken und Schwächen kennenlernen: Human Empowerment Center nutzt den Persönlichkeitstest ClaVis als Tool, um Teams zu mehr Klarheit zu verhelfen. Details erwünscht? Melde dich bei Anja Peter.
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