Resilienztipp Nr. 82: Fokus statt Multitasking

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Kennst du diesen konzentrierten Blick, den ein waches Baby hat? Wenn es jedes Detail des Greifrings erforscht, den es da in der Hand hält? Dieses Fokus-Level ist etwas Besonderes. Mit grosser Wahrscheinlichkeit ist derselbe Mensch später nicht mehr dazu in der Lage.
Wir bauen Fokus ab
Das liegt an einer Substanz namens Acetylcholin. Dieser Neurotransmitter ist dafür zuständig, dass unser Gehirn Netzwerke baut und festigt, die uns wiederum beim Fokussieren unterstützen. Wenn wir Babys sind, haben wir Acetylcholin in geradezu verschwenderischem Ausmass zur Verfügung. Mit der Zeit nimmt diese Konzentration ab. Wenn uns als Babys der Fokus quasi in die Wiege gelegt wird, müssen wir uns als Erwachsene aktiv darum bemühen.
Selbstsabotage mit Multitasking
Neben solchen biochemischen Vorgängen, die ganz von allein passieren, sind Menschen heute sehr gut darin, Fokus aktiv zu beseitigen – zum Beispiel mit Multitasking. Früher wurde diese Arbeitsweise hoch gelobt, heute weiss man es besser. Vielleicht kennst Du diese Multitasking-Mythen:
Mythos Nr. 1: «Frauen sind die besseren Multitaskerinnen.»
Streng genommen gibt es Multitasking – also das gleichzeitige Erledigen mehrerer Aufgaben – gar nicht. Was wir stattdessen tun: Wir hüpfen zwischen mehreren Aufgaben hin und her. Mails lesen ODER aufmerksam einem Webinar folgen ODER eine Nachricht nach Hause schicken. Eine Sache nach der anderen kann unser Hirn wunderbar erledigen.
Da wir unseren Fokus immer auf eine Sache richten, benötigen wir bei jedem Switch Zeit, um bei der nächsten Aufgabe anzukommen. Wir werden langsamer, statt Zeit zu sparen – Frauen wie Männer.
Mythos Nr. 2: «Multitasking spart Zeit und steigert die Produktivität.»
Untersuchungen belegen das Gegenteil. Durch das Hüpfen zwischen mehreren Aufgaben steigt die Fehlerquote und unsere Produktivität sinkt. Oder mit den Worten von Gloria Mark, emeritierte Professorin für Psychologie und Informatik an der Universität von Kalifornien: «Nichts ist schlechter für die Produktivität – und die Gesundheit –, als zu versuchen, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen.» Von Qualität kann keine Rede sein.
In ihrer Arbeit untersuchte Mark die fragmentierte Aufmerksamkeit. Sie fand heraus: Auch eine nur kleine Unterbrechung sorgt dafür, dass sich die Erledigung einer Aufgabe erheblich verzögert.
Mythos Nr. 3: «Multitasking trainiert das Gehirn.»
Checke doch mal beim nächsten Online-Call deine E-Mails und lass dabei deinen Tee ziehen, am liebsten genau dreieinhalb Minuten. Was nimmst du wahr? Wer ständig zwischen mehreren Aufgaben hin und her wechselt, belastet das Arbeitsgedächtnis stärker. Das führt zu Stress und Erschöpfung – und es reduziert die kognitive Leistungsfähigkeit.
Mehr Fokus beim Arbeiten: Mini-Übung
Viele Wege führen zu mehr Fokus beim Arbeiten. Techniken wie die Pomodoro-Methode können helfen. Und die Umgebung, in der du tätig bist, kann deine Konzentration steigern – oder senken. Probier’s einfach mal aus.
- Sieh dich an deinem Arbeitsplatz um. Welche potenziellen Ablenkungen findest du da?
- Frage dich: Welche drei Störquellen liessen sich am einfachsten eliminieren?
- Lege los und beseitige die erste Störquelle.
Du wünschst dir mehr Fokus in deinem Team? Dann könnte unser Live-Impuls «Multitasking» das Richtige für euch sein. Der Online-Workshop eignet sich gut als inspirierende Lunch-Session und gibt euch praktischen Input für gesundes Arbeiten.