HEPC Blog · 17.04.2024

«Was nützt mir vermeintlicher Erfolg, wenn ich dabei unglücklich bin?»

«Was nützt mir vermeintlicher Erfolg, wenn ich dabei unglücklich bin?»
Erdende Momente: Beim Berg- oder Weitwandern in den Alpen tankt Gerlinde Manz-Christ auf. Und wenn sie Qualitätszeit mit Menschen verbringt, die ihr wichtig sind. (Bilder: Gerlinde Manz-Christ)
Auf ihre Bilderbuchkarriere als Diplomatin und Regierungssprecherin folgte die Erkenntnis, dass etwas fehlte. Gerlinde Manz-Christs Geschichte hat uns berührt. Ihre persönlichen Erfahrungen teilt sie inzwischen als Beraterin und Coach – und heute hier im Resilienzblog.

Lesezeit: 3 Minuten

Erreichbarkeit als Selbstständige: Wie handhabst du das? Bist du immer erreichbar?

Gerlinde Manz-Christ: Nein, ich bin nicht immer erreichbar. Denn alles hat seine Zeit: Arbeiten/anspannen/TUN einerseits, und ruhen/entspannen/SEIN andererseits. Nach Entspannungs-/ SEIN-Phasen habe ich wieder Freude am TUN. Ich bin dann effizienter und effektiver in meinem Tun, sehr responsive in der Kooperation und bin dabei ausgeglichen und präsent. Genau das schätzen meine Kundinnen und Kunden sehr an unserer Zusammenarbeit. Ich mache von Anfang an klares Erwartungsmanagement. Dann gibt es keine Enttäuschungen.

Wie definierst du Erfolg?

Erfolg ist für mich zunächst nicht das, was von aussen als «Erfolg» definiert wird. Erfolg ist für mich etwas Höchstpersönliches und Individuelles. Erfolg heisst für mich, das erreichen, was man sich vorgenommen hat, was einem ein Herzensanliegen und wichtig ist, oder etwas, wo man sich schwertut und es dann trotzdem erreicht.

Echter Erfolg hat für mich sehr viel mit innerer Zufriedenheit, Freude und persönlichem Glück zu tun. Denn was nützt mir vermeintlicher Erfolg, wenn ich dabei unglücklich bin? Für mich ist Erfolg, wenn man am Ende seiner Tage auf sein Leben zurückblickt und sagen kann: «Es war gut so, wie es war. Ich bin zufrieden.»

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Gerlinde Manz-Christ ist Diplomatin, Beraterin und Buchautorin. In ihrer täglichen Arbeit verbindet sie zwei Welten: Sie begleitet Führungskräfte in Sachen Diplomatie und Kommunikation, Selbstführung und Persönlichkeit. Andererseits unterstützt sie Menschen dabei, sich durch die Natur wieder mit sich selbst zu verbinden.
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Zeitmanagement: Was hat sich für dich bewährt?

Realistische To-do-Listen erstellen, ähnliche Arbeiten bündeln, sequenziell arbeiten. Zum Beispiel alle Telefonate erledigen, dann die E-Mails etc., nach dem Motto «eines nach dem anderen». Multitasking bei gewichtigen Aufgaben hat sich für mich als ineffizient erwiesen.

Bei langen Sessions am Schreibtisch immer wieder, so alle ein bis eineinhalb Stunden, etwas Körperbewegung und Hirn-Auslüften an der frischen Luft. (Bei Rauchern wird das ja akzeptiert.)

Achtsame Selbstführung: Was tust du, wenn du merkst, dass der Stress überhandnimmt?

In die Natur gehen, flanieren und dabei bewusst, mit kindlicher Neugierde, mit allen fünf Sinnen die Umgebung wahrnehmen. Einem Käfer oder Schmetterling zusehen, Vogelgezwitscher und andere Geräusche der Natur hören und verorten, den Wind, Regen oder die Sonne auf der Haut spüren, die unterschiedlichen Oberflächen und Strukturen der Bäume, Blätter, Gräser, Blumen mit den Händen oder Füssen erfühlen.

Das entspannt recht schnell, bringt mich wieder in das Hier und Jetzt und lässt mich unterscheiden, was wirklich wichtig ist und was ich lediglich für wichtig hielt.

Welche kleinen Gewohnheiten haben dich weitergebracht?

Rituale am Morgen und am Abend. Morgens, um den Tag achtsam und bewusst mit Freude zu beginnen – wissend, dass es mein letzter sein könnte. Abends, um den Tag Revue passieren zu lassen und positiv abzuschliessen, um schliesslich in Frieden mit allem schlafen zu gehen.