HEPC Blog · 31.05.2023

«Der Laptop bleibt ausgeschaltet»

«Der Laptop bleibt ausgeschaltet»
Ausspannen ohne Notifications? «Ich kann mich auf mein Team verlassen, auch in meinen Ferien», sagt Livia Hirt. (Bilder: privat)
Bei Swisscom setzt sich Livia Hirt mit ihrem Team dafür ein, dass Menschen in einem gesunden Rahmen arbeiten. Betriebliches Gesundheitsmanagement ist gut, aber wie geht sie selbst mit Pausen, E-Mails und Krankheit um? Sechs Antworten.

Lesezeit: 3 Minuten

Livia, du bist stark im Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM). Welche Rolle spielen Arbeitgeber*innen, wenn es um die Gesundheit der Mitarbeitenden geht?

Livia Hirt: Unsere Arbeitswelt verändert sich rasant: Globalisierung, Digitalisierung, neue Technologien, flachere Hierarchien, agile Arbeitsformen, Homeoffice oder aber Führung über Distanz sind nur einige der Themen, die Organisationen und deren Mitarbeitende aktuell beschäftigen. New Work bringt viele Chancen, aber auch Risiken mit sich. Die neuen, zunehmend hybriden Arbeitsmodelle beeinflussen nicht nur die Art und Weise der Zusammenarbeit, sondern auch die individuelle Gesundheit der Mitarbeitenden.

Hier sollten Arbeitgeber*innen ansetzen und sicherstellen, dass die Rahmenbedingungen für ein produktives, gesundes und motivierendes Arbeitsumfeld gegeben sind. Im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements können verschiedene gesundheitsförderliche Massnahmen die Mitarbeitenden dabei unterstützen und befähigen, trotz Veränderungen und Schnelllebigkeit gesund und leistungsfähig zu bleiben.

Nehmen wir an: Du merkst, dass eine Erkältung sich annähert, du fühlst dich nicht wohl in deiner Haut. Arbeitest du trotzdem?

Mir persönlich ist es enorm wichtig, Frühwarnzeichen des eigenen Körpers ernst zu nehmen und dem Körper und Geist die nötige Erholungszeit zu gönnen. Präsentismus (also arbeiten, obwohl ich mich krank fühle) hat längerfristig weitreichenden Folgen für die Gesundheit. Ich höre also auf meinen Körper – und wenn ich mich unwohl fühle, dann melde ich mich ab (egal, ob Homeoffice oder Office).

Warum?

Letztendlich leiden auch meine Arbeitsqualität und Produktivität darunter, wenn ich arbeite, obwohl ich mich krank fühle. Gerade im Rahmen von New Work und der Möglichkeit zum Homeoffice ist es wichtig, Präsentismus aktiv zu thematisieren.

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Livia Hirt kennen wir als Psychologin, Expertin für Betriebliches Gesundheitsmanagement und als inspirierende Trainerin. Im beruflichen Kontext unterstützt sie Menschen dabei, gesund zu bleiben und sich weiterzuentwickeln. Vor knapp fünf Jahren ist sie bei Swisscom in den Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) eingestiegen, seit 2022 leitet sie fachlich den Bereich des operativen BGMs.
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Wie handhabt ihr Pausen in eurer Organisation?

Unsere Arbeitsformen sind hybrid: Zwei Tage pro Woche treffen wir uns vor Ort im Office, und die restlichen Tage arbeiten wir je nach Tätigkeit und Präferenz im Homeoffice oder vor Ort an einem unserer Standorte.

Pausen sind ja per Definition «Unterbrechung der Arbeitstätigkeit» und dienen der Erholung und Regeneration. Der Fokus im Rahmen des internen BGMs ist die psychische Gesundheit und damit verbunden auch Themen wie Selfmanagement, Zeitmanagement und Pausenmanagement.

Uns ist es wichtig, dass Pausen fix eingeplant und Ruhezeiten eingehalten werden. Mitarbeitende und Teams werden regelmässig dazu sensibilisiert, und wir stellen Hilfsmittel zur Verfügung, damit sie Team-intern festlegen können, wann Pausen eingeplant und wie die Erreichbarkeiten geregelt sind. Denn durch die immer mehr verschwimmenden Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben ist es gerade jetzt essenziell, dass Regeln zur Zusammenarbeit (auch im Homeoffice) bestehen und berücksichtigt werden. Ausserdem ist es uns wichtig, dass wir innerhalb der Teams den sozialen Austausch und die Interaktion fördern, bspw. mit gemeinsamer Pausenplanung vor Ort.

Wie gehst du mit E-Mails im Urlaub um?

Für mich spielt Life Domain Balance eine wichtige Rolle. Die Trennung zwischen Arbeit und anderen Lebensbereichen ist eine wichtige Kompetenz, um in der schnelllebigen Arbeitswelt motiviert und gesund zu bleiben.

Ich meinerseits schalte sämtliche Notifications für Mails und Nachrichten auf meinem Smartphone aus, der Laptop bleibt selbstverständlich ausgeschaltet. Nun, damit das auch wirklich erfolgreich gelingt, spielt eine funktionierende Stellvertretungsregelung natürlich eine wichtige Rolle. Ich kann mich auf mein Team verlassen und vertraue darauf, dass ich mich zwei Wochen komplett abmelden kann und die Projekte und Tätigkeiten trotzdem erfolgreich weitergeführt werden.

Du hast diverse Erste-Hilfe-Kurse für psychische Gesundheit besucht. Welchen Mehrwert bieten die ensa-Kurse aus deiner Sicht?

Als Psychologin ist es mir eine Herzensangelegenheit, mich für das Thema der psychischen Gesundheit und das Wohlbefinden meiner Mitmenschen einzusetzen. Ich finde es toll, dass ensa genau da ansetzt und den Teilnehmenden aufzeigt, wie im Falle einer psychischen Belastung oder eines psychischen Notfalls Erste Hilfe geleistet werden kann. Leider sind psychische Erkrankungen oftmals immer noch ein Tabu-Thema. Frühwarnzeichen werden nicht erkannt oder aber es bestehen gewisse Hemmschwellen, Betroffene darauf anzusprechen. Ensa vermittelt anhand einer Vorgehensweise in fünf Schritten, wie wir auf Betroffene zugehen können, um Erste Hilfe zu leisten und Unterstützung anzubieten.

Für mich war es von Anfang an klar, dass ich das Wissen aus dem ensa-Kurs weitergeben möchte. Deshalb habe ich nach meiner Teilnahme auch die Instruktor*innen-Ausbildung absolviert, um selbst Teilnehmende ausbilden zu können. Es ist schön zu sehen, dass die Kursteilnehmenden sich einerseits für das Thema einsetzen und andererseits auch die Nachfrage für die Kurse nach wie vor gross ist.